Wie unsere Alpenüberquerung verlief und was das überhaupt bedeutet?
Nun beschreibe ich, die Alpenüberquerung mal etwas ausführlicher . Wir haben uns lange gefragt, was bedeutet eigentlich Alpenüberquerung? Ist es die Überquerung von Ost nach West, Nord nach Süd oder umgekehrt und wo fangen die Alpen an bzw. wo hören sie auf? Bedeutet es, dass wir über eine der höchsten Berge klettern müssen und sozusagen eine Übersteigung absolvieren oder einfach entlang eines Passes wandern können? Soviel vorweg mal, eine abschliessende Antwort konnten wir dazu leider nicht finden aber wir versuchen es mal.
Zunächst einmal, was zählt denn alles zu den Alpen? Aus Perspektive eines deutschen Flachländers zählt ja nun alles zu den Alpen, was irgendwie weiss auf der Toppografiekarte zwischen Süddeutschland, Frankreich, Schweiz, Österreich, Slovenien und Italien liegt. Jetzt gibt es aber Einteilungen in Westalpen, Ostalpen, sowie Südalpen und Nordalpen und nicht zu vergessen die Zentralalpen. Diese werden dann auch nochmal mehrfach unterteilt. Je nach Perspektive,… Um es kurz zu machen. Unsere Alpenüberquerung folgte zum Teil ganz klassisch einer Fernwanderroute, dem E1 und zum Teil „frei nach Schnauze,… Hauptsache nach Süden“ ;) Wir sprechen von der eigentlichen Überquerung, wenn wir die Etappe meinen, die über den höchsten Punkt führt —> der Gotthardpass von Andermatt nach Airolo.
Durch Andermatt verläuft also der E1 und wir folgen der alten Handelsroute, dem Gotthardpass. Dieser passiert die Alpen von Norden kommend durch das Reuss Tal über das Gotthardmassiv und den höchsten Punkt auf etwa 2100 m über null. Viele kennen den Gotthard nur als Tunnelverbindung aus den Medien oder als Weg nach Italien. Wir haben gelernt, dass es gar keinen Berg mit dem Namen Gotthard gibt sondern das dies ein ganzes Gebirgsmassiv bezeichnet, durch dass sich eine Passstrasse obendrüber und eine bis drei Strassen und Zug Tunnel untendrunter durchschlängeln.
Wir wandern also über den Pass entlang der Passstrasse auf einem gut ausgebauten Wanderweg. Hier finden wir auch wieder ein paar Schneefelder, die es zu überqueren gilt. Diese Schneefelder sind nicht ganz so steil wie aus bisherigen Erfahrungen, birgen jedoch trotzdem ein Risiko. Bei der Überquerung eines dieser Felder schreit es plötzlich hinter mir auf und Resi steckt nur noch von ihrem Rucksack gehalten in einem Schneeloch. Nach dem ersten Schreck und dem Herausziehen von Resi konnten wir dann erkennen, das unter dem Schneefeld ein kleiner Fluss entlang läuft. Dieser windet sich immer weiter unter das Schneefeld. Das hätte auch dumm ausgehen können. Zum Glück hatte Resi den Rucksack auf…
Wir überqueren die Grenze vom Kanton Uri in den italienisch sprachigen Kanton Tessin mitten auf dem Pass und in einer wirklich schönen Landschaft, die ganz anders ist, als das, was wir zuvor gesehen hatten. Links und rechts von uns das gewohnte Bild von teils noch schneebedeckten 3000 ern. Das hier sehr breite Passgebiet erinnert an eine Prärielandschaft in der eine Büffelherde und ein vorbeireitender old Shatterhand keine Überraschung wären. Nur die Temperatur bei knapp 8 Grad passte nicht ganz dazu.
Für die Kölsche Jungs und Mädels: am Gotthard befindet sich unter anderem auch die Quelle des Rheins… Ausserdem trennt hier die Wasserscheide die Fliessrichtung der Flüsse in nach Norden in Richtung Nordsee fliessende und nach Süden in Richtung Adria oder Mittelmeer fliessende Flüsse. Es ist schon interessant, denn wir sind die ganze Zeit gegen die Strömung entlang der Reuss nach oben gelaufen und laufen nun mit der Strömung hinab entlang der Teccino.
Ein weiteres Highlight auf dieser Etappe stellt natürlich die Strasse Tremola dar. Das ist das längste Strassenbaudenkmal der Schweiz und mit seinen 24 Kehren weltbekannt. Wir haben grosses Glück, denn die Eröffnung für die Tremola ist erst einen Tag später geplant gewesen. Also konnten wir in aller Seelenruhe die Strasse für uns bewundern und entlangwandern. Auf unserm Weg nach unten haben wir dann sogar zwei Murmeltiere entdeckt. Sehr stolz sind wir dann in Airolo angekommen. Was sofort aufgefallen ist, ist das sich die Vegetation direkt verändert hat. Plötzlich wachsen ganz andere Sorten von Bäumen und Sträuchern und allgemein scheint alles viel grüner zu sein. Vielleicht ist es aber auch einfach unsere Freude über das erreichte vermeintlich schwierigste Etappenziel.
Wir waren bei dieser Etappe auf alles gefasst und im Nachhinein stellte sie sich als gut machbar heraus. Wobei man sagen muss, bei Schnee und Eis oder schlechten Wetter sieht das sicher anders aus aber wir hatten ja Glück ;)
Buongiorno Tessin und Airolo.
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